Gedankenaufsatz

Als Kind war ich sehr bedacht darauf, meinen eigenen Namen immer und immer wieder handschriftlich festzuhalten, in der Hoffnung dieses Gekritzel irgendwann einmal als meine Unterschrift verwenden zu können. Sehr zum Leidwesen meines Vaters, denn am liebsten verewigte ich mich auf dem Titelblatt der Tageszeitung – zumindest an Tagen, an denen ich gut drauf war. Wenn ich nicht so gut drauf war und mich meine künstlerischen Signaturen nicht zufrieden gestellt haben, wusste ich diese auf minutiöse Art und Weise zu zerstören. Aus den täglichen Blättern wurden also, wenn es gut lief, grobe Wochenzusammenfassungen (ich empfand den Nachrichtenkonsum meines Vaters sowieso als überzogen). Ja, ich war ein sehr ruhiges Kind…

Nachdem ich mir eingestehen musste, dass feinmotorische Tätigkeiten nicht gerade zu meinen Stärken zählen und eine Unterschrift nie der anderen glich, wurde selbst mir letztendlich bewusst, dass ich alleine nie so viele Persönlichkeiten haben werde, wie ich Signaturen kreiere. So gab ich mich Jahre später, mit dem Wissen nie selbst unterschreiben zu können, geschlagen. Außerdem habe ich auf die Wiedereinführung des Petschafts gehofft – ein großes Versäumnis in der heutigen Zeit, wie ich finde.

Als ich älter wurde, habe ich herausgefunden, was ich damals damit eigentlich bezwecken wollte. Ich habe immer schon gerne geschrieben, ganz gleich ob Gedichte, Kurzgeschichten oder wenn sich mein Hirn wieder einmal eine Fantasiewelt zusammengesponnen hat – ich war einfach sehr kreativ. Nur leider fehlte mir oft das nötige Werkzeug um diese Gedanken niederzuschreiben. Auch wenn man mir bereits in der Grundschule das Schreiben auf einer Computertastatur beigebracht hat, waren meine Finger damals noch viel zu langsam und mein Kopf wiederum viel zu schnell; kaum hatte ich ein Wort abgetippt, war ich gedanklich schon beim nächsten oder übernächsten Satz und hatte längst keine Ahnung mehr, was ich eigentlich schreiben wollte. Es machte schlichtweg keinen Spaß und ich wurde regelrecht schreibfaul.

Wie gerne hätte ich oftmals einfach darauf los geschrieben, ohne dass mir mittendrin der Gedankenfaden reißt oder mir meine Hand-/Fingerkoordination so große Mühe bereiten, dass ich sie irgendwann nicht mehr akkurat kontrollieren kann und gezwungen bin, eine Schreibpause einzulegen. Und wie oft habe ich mir gewünscht, mich mit Stift und Zettel irgendwohin zu verkriechen und einfach ortsungebunden (bzw. auch PC-unabhängig) schreiben zu können. Denn gerade beim Spazierenfahren, im Auto und vor allem am Klo fielen mir immer die besten Zeilen ein. Auf Smartphone & Co. konnte ich zu dieser Zeit auch noch nicht zurückgreifen, die gab es damals noch nicht und selbst wenn, ich habe Jahre gebraucht um mit diesen kleinen Gefährten umgehen zu können – also hätte dies auch nicht zur erhofften Sofortlösung geführt.

Auch heute bin ich mit meiner linkshändigen 3-Finger-Schreibmethode nicht gerade die Flotteste. Aber ich habe mir in Laufe der Zeit eine eigene Technik angeeignet, mit der ich mir auch die Lust und Freude am Schreiben zurückerobert habe. Ich weiß noch, wie mich meine Deutsch-Professorin verdattert angesehen hat als ich diese Technik zum ersten Mal bei einer Klassenarbeit angewandt habe. 15 Minuten nachdem sie uns die Testangaben ausgehändigt hat, kam sie zu mir und sagte mit leiser, besorgter Stimme: „Du hast ja noch gar nichts geschrieben?! Ist alles okay?“ Ich brauchte ein wenig bis ich meine Antwort in ein Word-Dokument ausformuliert hatte: „Ja, alles gut. Ich schreibe ja eh schon.“ Sichtlich irritiert von meiner Aussage schweifte ihr Blick zwischen meinem Bildschirm und mir umher. Ich denke sie spielte kurz mit dem Gedanken, auch unter dem Tisch mal nach dem Rechten zu sehen, diese Blöße wollte sie sich aber dann offensichtlich doch nicht geben. „Hast du etwa noch ein zweites Dokument offen? Zeig mir das mal bitte…“, verschärfte sich ihr Ton. Ich tippte wieder darauf los: „Nein, ich schreibe in Gedanken.“ Nun drohte ihr der Blick endgültig zu entgleiten und vermutlich hätte sie mich hochkant aus dem Klassenzimmer geworfen, hätte sie sich in der letzten Sekunde nicht an den – ungebetenen aber trotzdem stets anwesenden – Behindertenbonus besinnt. Wahrscheinlich hätte in dem Fall ein kleiner Nebensatz zur Aufklärung durchaus mitbeigetragen. Ein „… und anschließend übertrage ich meinen Gedankenaufsatz selbstverständlich in ein Word-Dokument“ hätte hierfür sicherlich schon genügt. Wobei dann hätte ich mir auch diesen Nachsatz hier nicht verkneifen können „denn ihren Blick nach zu urteilen, sind Sie mit der Kunst der Telepathie noch nicht wirklich vertraut, oder?“ – also habe ich es besser ganz gelassen.
Schließlich ging es um meine Prüfungszeit, die sowieso jedes Mal viel zu knapp bemessen war…

Seither greife ich auf diese Methode immer wieder gerne zurück.
Ich schreibe zwar nur mehr selten ganze Texte damit, weil es einfach anstrengend ist und sehr viel Energie verbraucht, aber für Absätze erfüllt diese Technik immer noch seinen Zweck. Der Großteil meiner Blogbeiträge besteht beispielsweise aus vielen einzelnen Gedankenabsätzen, die mir zwischendurch irgendwann einmal in den Sinn kommen und die ich später in meine Texte miteinfließen lasse.

Und wie ist das bei euch? Habt ihr auch ähnliche Schreibtechniken, oder ist eure Hand-Kopf-Synchronisierung so ausgereift, dass ihr nichts dergleichen braucht? Habt ihr einen Lieblingsschreibplatz? Oder auch Orte, an denen ihr gar nicht schreiben könnt?

Ich bin absolut nicht neugierig, aber ich freue mich über Kommentare. 😉

8 Kommentare zu „Gedankenaufsatz

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  1. Hey, das sind spannende Geschichten aus deiner Kindheit/Jugend! Vor allem die Geschichte mit der Unterschrift auf der Tageszeitung deines Vaters hat mich schon sehr zum Lachen gebracht 😀

    Ich kann am besten für mich allein in meiner Wohnung am Schreibtisch schreiben – am Laptop, weil das einfach noch am schnellsten geht – und die meiste Zeit über brauche ich dafür meine Kopfhörer und (vertraute) Musik. Wenn die Musik aus einem Lautsprecher kommt oder es die „falsche“ Musik ist oder es Musik ist, die ich nicht kenne, kann ich nicht gut schreiben, weil es dann eher ein Stör- oder Ablenkfaktor ist. Und ohne Musik fehlt mir was beim Schreiben.
    Ich glaube, mit der „Schreibvorbereitung“ ist das bei mir ähnlich wie bei dir. Ich plane oft im Kopf meine Blogeinträge, indem ich gedanklich schon etwas vorformuliere. Das mache ich teilweise aber ganz unbewusst. Vor allem dann, wenn ich gerade etwas Gutes erlebe, merke ich, wie ich das im Kopf schon eintragtauglich formuliere 😀 Oft genug vergesse ich das aber dann auch wieder oder schreibe es aus anderen Gründen nicht auf. Es ist irgendwie auch eine gute Reflektionsmethode geworden für mich.

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    1. Hihi, danke – ich freue mich, dass dich meine Geschichten zum Lachen gebracht haben! 😊

      Ich finde es total spannend, dass du beim Schreiben so auf Musik „reagierst“. Wenn ich in Gedanken versinke und an Zeilen feile, kann neben mir sonst was sein – ich bekomme nichts mit. Aber dass du nur in deinem Zimmer schreiben kannst, kann ich wiederum absolut nachvollziehen, da brauche ich auch Ruhe und vor allem Zeit.

      Na dann hoffen wir mal, dass sich unsere Köpfe noch ganz oft selbständig machen… 😉

      Lieben Gruß 🤗🌻

      Gefällt 3 Personen

  2. Unterschriftenproben waren in meiner Kindheit auch eine sehr beliebte Beschäftigung für mich. – Auch sonst bin ich schon immer gern mit Stift und Papier umgegangen – zunächst haben mich allerdings eher Zahlen interessiert, was ich heute nur noch schwer erklären kann.

    Eine besonders große Neigung zum Schreiben als solchem, also zum Verfassen von Texten oder gar Versen, hatte ich zunächst nicht. – Ich habe als Schulkind immer mal „Zeitungen“ entworfen – mit Stift und Lineal und Papier (etwas anderes stand seinerzeit nicht zur Verfügung) Vor allem Sportberichte hatte ich mir ausgedacht, mitunter waren es Berichte von Tischfußballbegegnungen, die ich gegen mich selbst in einer eigens geschaffenen Liga spielte. Ich hatte dabei eine große Fantasie und weiß die Namen aller Clubs und Städte bis heute noch ganz genau. Sie waren für mich ganz real, weil es auch ein Land dazu gab, dass in meinem Kopf und in meinem Herzen existierte.

    Auch eine „Naturzeitung“ mit interessanten Fakten, die ich aus Lexika und Büchern zusammengetragen hatte, habe ich einmal entworfen.

    Ansonsten kamm ich dann eher zum Lesen.

    Schreiben bezog sich auf die Schule und dann aufs Studium. Allerdings habe ich immer gern Briefe geschrieben, handschriftlich natürlich. Ich hatte immer mal wieder Brieffreundschaften, sogar mal ein paar, die ich über das Schreiben auf Inserate in einer DDR-Jugendzeitschrift (Ich bin in der DDR geboren und aufgewachsen) begründete. Mit zwei drei Mädels aus der Tschechoslowakei und einem aus Kuba schrieb ich mich länger.

    In der sogenannten Wendezeit hatte ich einen nicht so langen aber sehr intensiven Briefwechsel mit einer jungen Frau aus Bremen. Wir haben und acht, neun, zehn Seiten geschrieben, wirklich miteinander diskutiert, und Dinge „aus dem jeweils anderen Land“ gefragt usw. –

    Auch beim Kennenlernen meiner Frau haben Briefe eine wichtige Rolle gespielt. Aber wie schwierig war das: Wir mussten uns in einer Sprache schreiben, die nicht unser beider Muttersprache war, weil wie die jeweilige Muttersprache des/der anderen nicht hinreichend beherrschten. Die dritte Sprache eigentlich auch nicht, aber sie war die „Brücke“.

    Auch später habe ich immer noch viel Briefe geschrieben, während meiner ehrenamtlichen Arbeit als Moderator in einem Ausländerrechtsforum lernte ich eine in Deutschland lebende junge Familie aus Bosnien näher kennen, die viel durchgemacht hatte und zunächst immer noch Aufenthaltsstatusprobleme hatte. Die Briefe, die da hin und her gingen waren großartig, waren Literatur. Die junge Frau konnte und kann phänomenal mit der deutschen Sprache umgehen ganz aus Spontanität, die ihr selbst gar nicht wirklich bewusst ist, heraus. – (Wir sind nach wie vor befreundet.)

    Auch in dem Forum habe ich sehr viel geschrieben – im Rahmen meiner Hilfe für die vielen Fragenden.

    Selbst für mich zu schreiben begonnen habe ich ernsthafter erst mit dem Beginn meiner Bloggerei ab September 2011. Seither kann ich es aber nicht mehr lassen. Ich habe die ganze Freude daran entdeckt und die Wichtigkeit des Schreibens für mich. Ich habe sogar zwei größere Projektideen im Hinterkopf, die ich aber bislang nie in Angriff zu nehmen vermochte. Gründe dafür liegen sowohl in den Umständen, die mich umgeben, und die ich nicht so verlassen kann, wie das erforderlich wäre, und an und in meiner eigenen Person. – Aber das wäre ein Thema für sich (überdies ein sehr privates).

    Ich schreibe ganz überwiegend zu Hause am PC. (Ein Smartphone etwa besitze ich gar nicht – willentlich! – auch kein Laptop etc.) Entwürfe mache ich oft handschriftlich, vor allem bei Versen. Bei anderen Texten nur manchmal, manchmal tippe ich gleich in ein Dokument. – Oft habe ich die Idee für den Text voher schon im Kopf, manches entsteht aber auch sehr spontan bzw. ergibt sich im Fluss des Schreibens. Vor allem für Verse muss im Grunde schon „dier Inspiration“ da sein, sonst klappt es gar nicht. Manchmal habe ich drei an vier Tagen davon, manchmal fällt mir monatelang nichts ein. Für thematische Texte brauche ich Zeit, recherchiere auch dafür. (z.B. öfter für meine „Sentenzen“ oder auch bei den „Gedanken zu Aphorismen“ in meinem Blog)

    Ich versuche daneben, auch das Briefeschreiben weiter zu pflegen, muss aber gestehen, dass mir das nicht so gelingt, wie ich das möchte. Vor allem handschriftlich schreibe ich nur noch selten, obwohl ich das sehr mag.

    Im „normalen“ Alltag habe ich zu wenig Zeit zum schreiben und bin auch viel zu wenig frei dafür. Leider gehen mir öfter auch die dann eher wenigen „Geistesblitze“ noch verloren, weil ich nicht immer und überall sofort eine kleine Notiz anfertigen kann. Tue ich das aber nicht, vergesse ich ganz wichtige und schöne Inspirationen leider wieder.

    Kleine Notizen, Inspirationen und Beobachtungen, manchmal auch ein mir spontan einfallendes Sinnsprühlein, kann ich auch in Cafes, Buchhandlungen oder wenn ich irgendwo in der Natur niederschreiben. (Das ergibt sich aber sehr selten) Ich habe dann so ein kleines Notizbüchlein … – An guten Tagen kann ich Bilder in mir fotografieren und später in Verse oder Texte fließen lassen. Aber auch das gelingt mir nur manchmal wirklich gut.

    Im Übrigen klappere ich nur mit meinen beiden Zeigefingern auf der Tastatur herum. Anders habe ich es nie gelernt. Die beiden geben sich alle Mühe und erreichen, wie ich finde, auch recht beachtliche Geschwindigkeiten. Aber so sehr sie sich mühen, öfter mal können sie der Geschwindigkeit meiner Gedanken nicht folgen, und dann kommen schon mal schlimme Texte mit vielen Verschreibern heraus, von denen ich im Anschluss nicht selten viel zu wenige korrigiere. Jedenfalls nicht dann, wenn ich es eigentlich müsste und sollte.

    Wahrscheinlich ist dieser Text hier auch so einer …

    Deswegen höre ich an der Stelle auch erstmal auf, obwohl ich gut und gerne noch ein ganzes Weilchen weiterschreiben könnte, weil diesbezüglich längst noch nicht alles erzählt ist von meiner Seite …

    Aber ich möchte es nicht übetreiben und Dich auch nicht langweilen.

    Deshalb an dieser Stelle freilich ganz, ganz liebe Grüße an Dich! 💚🤗

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    1. Danke für deinen lieben und ausführlichen Roman! 🤗 Um gleich beim Thema zu bleiben: wenn eine deiner Projektideen das Schreiben eines Buches beinhaltet – dann wünsche ich dir, dass du es irgendwann umsetzen kannst! Und ganz so nebenbei, wenn würde ich mich sehr über eine Ausgabe freuen. 😉 (sorry, falls ich jetzt Druck aufgebaut habe, war keine Absicht – fände es einfach nur schön)

      Darf ich fragen, was dich 2011 letztendlich zum Bloggen gebracht hat? Ich finde es total spannend, weil es von deiner sonstigen konservativen Schreibweise – die du so schön geschildert hast – abweicht. Ich weiß nur, dass du auf einer anderen Plattform angefangen hast.

      Ich finde es beeindruckend, dass du so viele Brieffreundschaften so intensiv gepflegt hast. Ich war mit einer schon immer sehr überfordert teilweise. Wobei handschriftlich stelle ich mir das auch weitaus romantischer und faszinierender vor…

      Und ahja: du langweilst mich nicht, lieber Sternenflüsterer! 🙂

      Hab noch einen schönen, hoffentlich auch so sonnigen Tag! 🌞🤗

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  3. das mit den unterschriften ist so eine sache. besonders im leben einer -konventionellen – frau. mit dem ersten und zweiten ehemann ändert sich immer mal wieder etwas. und wenn man ein wenig albern ist, so wie ich, hat man auch nach ehemann nr.2 noch einmal dazu zu lernen.
    ich fand meinen geburtsnamen nie sonderlich aufregend. aber ich fand nach scheidung nr.2 den gedanken, gleich alle beide exen ärgern zu können, ganz prima. weshalb mich die feststellung, dass man nach einer ehescheidung beileibe nicht nur den geburtsnamen, sondern auch den vorehelichen (was folgerichtig der vom ehegatten nr.1 war) annehmen könne, umso mehr entzückte, als gatte nr.1 einen wirklich prima zum vornamen passenden hintendran geführt hatte.
    der aktuelle namensgeber liegt inzwischen six feet under, aber an seinem namen erfreue ich mich – und das wahrscheinlich bis ans ende meiner zeit – noch immer.

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    1. Nun, ich muss zugeben ich habe bis zum letzten Satz gebraucht, bis ich deine Zeilen einordnen konnte und dann habe ich mich erstmals dezent abgehaut – danke dafür! 😅 Das mit dem aktuellen Namensgeber tut mir leid! Daran habe ich noch nie gedacht, wie gut dass ich mich früh gegen jegliche Art von Heirat entschieden habe – kaum auszudenken, was das in meinem Fall für ein Papierverschleiß wäre… 🤔 Du hast aber definitiv das beste aus der Sache herausgeholt, wenn ich das so beurteilen darf. 😉

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  4. Huch, jetzt ist mein Kommentar weg, na gut, dann noch einmal: Ich habe immer schon sehr gern mit der Hand geschrieben und konnte es gar nicht abwarten endlich zur Schule zu gehen. In der 1. Klasse hat man damals in den 60ern noch mit einem Griffel auf Schiefertafeln geschrieben, ein fürchterliches Gequietsche und Gekratze. Dann durften wir endlich mit dem Bleistift schreiben und ab der dritten Klasse mit dem heißersehnten Füller. Die ersten musste man noch in Tintengläsern auftanken, ohne eine Riesensauerei auf dem Tisch zu verursachen, ab der 4. Klasse gab es dann die Pelikano Füller mit den Patronen, mit denen habe ich bis zum Abitur geschrieben. Computer gab es da noch nicht.

    Meiner Oma, die unten im Haus wohnte, habe ich immer gern über die Schulter geschaut, wenn sie jede Woche eng beschriebene Postkarten an ihre zahlreichen Schwestern und Cousinen schrieb. Sie hatte eine tolle akkurate Schrift, mit großen gleichmäßigen Schleifen, nach rechts geneigt, noch mit Elementen von Sütterlin. Auch schrieb sie jeden Tag in kleine Tagebücher, was ich ihr nachmachte, bis heute.

    Ich durfte den hochglanzlackierten mittelbraunen Schreibtisch mit einer grünen Auflage aus der Aussteuer meiner Mutter benutzen, der in unserem oberen Wohnzimmer stand. Darauf stand auch ein großes Grundig-Radio, vor dem ich nachmittags immer Bilder malte oder Hausaufgabennmachte und dabei Schulfunk hörte. Meine Lieblingssendung hieß „Neues aus Waldhagen“, und meine Mutter hörte abends einmal im Monat „Fragen Sie Dr. Markus“, eine Ratgebersendung, bei der Leute live im Studio anriefen, sehr interessant, was die Erwachsenen so für Probleme hatten!

    Meine eigene Schrift gefiel mir nicht besonders, weil sie nach links kippte. Ich übte meine Unterschrift jahrelang, weil ich gern eine interessante Unterschrift gehabt hätte, die man nicht lesen kann, mit aufregenden Schleifen und langgezogenen Buchstaben. Das ist mir bis heute nicht gelungen, man kann sie lesen, sie ist akkurat nach rechts gekippt und ziemlich langweilig.

    Ich liebe Notizbücher und habe unterwegs immer eines dabei. Am liebsten schreibe ich auf Bahnfahrten im Oberdeck am Fenster auf einem Tisch, einen Kaffee neben mir. Meine Blogbeiträge tippe ich immer direkt in den Rechner (und veröffentliche sie meistens zu früh, muss sie also mindestens 6mal überarbeiten, bis ich zufrieden bin).

    Gefällt 2 Personen

    1. Danke, dass du dir die Mühe gemacht und deinen Kommentar ein zweites Mal verfasst hast! Ich kann mir den Schreibtisch so gut vorstellen – mein Großvater hatte auch so einen, passend zu seinem meterlangen Bücherregal. Auch das Bild, wie du im Oberdeck eines Zugs sitzt und schreibst, ist sehr stimmig für mich. Danke für die Bilder!

      Gefällt 1 Person

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