Der ultimative Test

Ich bin momentan auf der Suche nach einem Zweitjob und durchforste unter anderem sämtliche Internetportale. Selbst bei diversen Suchmaschinen treibe ich die Statistik der gesuchten Begriffe wie „Stellenanzeige für behinderte Menschen“ stets voran. Fündig bin ich bislang noch nicht geworden, allerdings habe ich dafür eine andere Entdeckung gemacht…

„Könnte ich gut mit behinderten Menschen umgehen?“

Allein‘ die Überschrift hat mich schon zum Schmunzeln gebracht. Es kursiert also ein Selbsttest im Netz herum, dessen Ergebnis einem verraten soll, ob man für solch einen sozialen Job geeignet ist oder nicht. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass dieser Test in einem nüchternen, klaren Geisteszustand entstanden ist, geben mir die Kommentare darunter dann doch ein wenig zu denken:

„Ich kann gut mit Menschen mit Handicap umgehen,
und ich bin da froh das ich so etwas kann“

Ich kann für alle Beteiligten nur inständig hoffen, dass Leute, die ernsthaft Wert auf so einen Test legen, nicht auf „uns Behinderte“ losgelassen werden… Und trotzdem erheiterte dieser online Fragebogen für einen momentlang mein Gemüt. Meine Lieblingsfrage mit der – meiner Meinung nach – Top-Antwortmöglichkeit lautete:

Hast du schon mal miterlebt, wie behinderte Menschen betreut werden?
A: Ja, sie fahren sogar mit dem Bus und ich bekomme es hautnah mit.

Großartig dieser Test! Einfach großartig! Auch ich habe mich sicherheitshalber mal testen lassen und bin zum folgenden Ergebnis gekommen:

„Du wärst super geeignet.
Vielleicht überlegst du es dir ja und wirst bald
selber mal in einem Beruf in der Art arbeiten!
Und immer schön dran denken:
Mensch ist Mensch!“

Da hab‘ ich ja noch einmal Glück gehabt…

6 Antworten auf „Der ultimative Test

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  1. Vielleicht ist ja auch schon alleine die Formulierung unbedacht?
    *Mit* Behinderten, meint sehr oft eher *An* Behinderten und impliziert, dass man an Behinderten jenes tut, das man (selbst) für richtig hält.

    Statt dass man begreift, dass z.Bsp. ein Pflegeberuf in einer Behinderteneinrichting ein ganz klarer DIENSTLEISTUNGSberuf ist.
    In welchem man – zumindest aus meiner Sicht – idealerweise so und jenes arbeitet, das im SINN DES BEHINDERTEN ist. Also bestenfalls jenem entspricht, das dessen freiem Willen entspricht und unter Einhaltung jedes Respekts, Achtung und Würde stattfindet.

    Oft wird Menschen mit Behinderung von Pflegenden das Leben (aus der Hand) genommen, ohne sie zu töten.
    Sie werden fremdbestimmt und entmündigt, ohne darauf Einfluß zu haben.
    Verdinglicht, mit der Begründung, dass Gefühle nur zu viel Nähe schaffen und neutrales Arbeiten erschweren.

    Weil Pflegende glauben/behaupten, alles nur „zum Wohl des Behinderten“ zu tun – aber in Wahrheit garnicht danach fragen, was das eigentlich wäre.
    Schließlich muß „das System reibungslos funktionieren“.

    Ich denke, es fehlt uns in unserem „System“ *der Wert des Menschen* –
    Da *der Wert des Geldes* wesentlich höher scheint.
    Und ich fühle Mitgefühl für jene Menschen, die nicht die Möglichkeiten haben, sich dagegen zu wehren.

    Zu oft hatte ich in meinem früheren Leben mit HEP zu tun, die ohne nachzudenken, Menschen mit Behinderung sexuellen Übergriffen auslieferten – in der Vermutung, ihnen hiermit sogar gut zu tun.
    Aber in Wahrheit hatte keiner wirklich GEFRAGT.

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    1. Ja, ich denke die ganze Sache an sich ist einfach unbedacht – aber ich verstehe was du meinst und du hast vollkommen recht! Ich musste kurz bei der „an Behinderten“-Formulierung sehr schmunzeln, weil mir dabei folgendes Bild in den Sinn gekommen ist: Behinderte/r reißt sich die Kleidung vom Leib und schreit „JA!! Komm, tu was an mir!!“ 😅 sorry, bin da oft sehr ungefiltert…

      Völlig richtig und genau diese Haltung wäre wünschenswert, anstatt sich an irgendwelchen alteingesessenen Regelungen festzuklammern – solch eine soziale Arbeit kann man nicht nach Paragraph *schießmichtod* abhandeln. Denn in dem Fall ist weder dem Behinderten noch den Pflegern/Assistenten/whatever gut getan. Die einen bekommen scheiß Dienstleistungen und die anderen haben einen scheiß Job.

      Glaub der springende Punkt bei dem Gedanken „Wert des Menschen“ ist jener, dass behinderte Menschen in der Gesellschaft überhaupt mal als freie und eigenständige Menschen angesehen werden müssten, um dann ihren „Wert“ festlegen und ihn gegen den Wert Geld bewerten/vergleichen zu können. Was alles komplett absurd ist.

      Oh ja, die meistens meinen es ja nur „gut“… 🤦‍♀️🙄

      Danke für deine offene Sicht und Meinung zu dem Thema! Note 1 mit Sternchen, würde ich sagen. 😉

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      1. Schwierig ist ja, dass sehr viele Menschen mit Behinderung alleine *darum* kämpfen, als geistig fähig und erwachsen wahrgenommen und respektiert zu werden.

        Ich hatte mich damals ja auf MmB -nahezu- spezialisiert und in HEP-Schulen Seminare gegeben.
        Es ist Wahnsinn, was passiert, wenn HEP denken, sie seien jetzt offen, modern und total super, weil sie nun Prostituierte in Heime schaffen wollen.
        Aber sie übersehen dabei vollkommen ihre Verantwortung, Fürsorgepflicht und auch Respekt (gerade bei tatsächlich geistig behinderten Menschen). Die tun grade so, als sei damit alles gut und sobald die Türe zu ist, geht sie nichts mehr was an.

        Das ist völlig irre.

        Und anderswo werden rein körperlich behinderte Menschen völlig eingeschränkt in jenem, das sie wollen.

        Dieses „keine Zeit“; „Job zu stressig“;
        die Überlastung einerseits; Unterbezahlung andererseits und auch oft ein „ich mach halt irgendeinen Job-Ding“ kann echt ins Fiasko führen. In so vielen Bereichen.

        Ich würde mir wünschen, es gäbe mehr Zeit und Interesse, sich wirklich einzulassen und zuzuhören.

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      2. Ja, davon kann ich auch ein Lied singen. Nicht selten redet man in der 3. Person über mich, obwohl ich daneben sitze.

        Ich kann ehrlich gesagt mit den Abkürzungen nichts anfangen, aber ich hab eine grobe Vorstellung, worum es dabei geht. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit eine Dokumentation von Team Wolfram gelesen, der mit versteckter Kamera in einer behinderten Werkstätte gedreht hat und was soll ich sagen? Es war unter aller Sau. So etwas entwürdigendes und menschenrechtsfeindliches ist mir noch nie untergekommen.

        Ja voll, es kann so nach hinten losgehen. Und oft hören Menschen, die so einen Beruf ausüben entweder „mah, voll toll dass du dich so aufopferst – du bist ein Held“ oder „kommt davon, wenn man nie was gescheites gelernt hat – da muss man halt Leuten den Arsch auswischen.“. Allein da sollte man mit dem umdenken schon beginnen…

        Und spätestens da sehe ich wieder einmal was für ein riesen Glück mit meinen Assistenten habe. 😊

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